Dieses Blatt analysiert den Anbau von Industriechicorée nach einem territorialen und einem technisch-wirtschaftlichen Ansatz. Der erste beschreibt die Verteilung der Anbauflächen dieser Kultur in der wallonischen Region nach den Superregionen und nach der technisch-wirtschaftlichen Ausrichtung [TWA]. Der zweite analysiert die Faktoren, die die Bruttomarge dieser Kultur beeinflussen, und zwar für alle konventionellen Landwirte des Buchführungsnetzes der Direction de l'Analyse Economique Agricole [DAEA] (Direktion für landwirtschaftliche Wirtschaftsanalyse), die mindestens 1 ha Chicorée anbauen. Es stellt diese Elemente dar, die die Bruttomarge bilden: die Erlöse und die operativen Kosten, die dieser Kultur zugeordnet sind, im gesamten Hoheitsgebiet und in der auf „Ackerbau“ ausgerichteten Zone.

Der Anbau von Chicorée in der Wallonie betrifft ca. 925 Landwirte und findet hauptsächlich in Betrieben statt, die auf Ackerbau spezialisiert sind. Im Jahr 2021 waren die Erträge aufgrund von Kälte im Frühling und Sommer begrenzt, was durch einen höheren Preis ausgeglichen wurde. Höhere Erträge, aber auch höhere Kosten führen zu einer Bruttomarge, die sich nach dem eher durchwachsenen Jahr 2020 wieder etwas erholt.

Die mit Chicorée bestellte Fläche nimmt weiter zu und steigt um 400 ha im Vergleich zu 2020

Mit fast 7850 ha im Jahr 2021 liegen die mit Chicorée bepflanzte Fläche und die Anzahl der Erzeuger heute nur geringfügig über der von Raps. Sie widmen ihm im Durchschnitt 8,5 ha. Die Anbaufläche von Chicorée wächst daher weiter und gewinnt bis 2020 weitere 400 ha hinzu.

- 90 % der Chicorée-Anbaufläche befinden sich innerhalb der „Ackerbau“-Zone

Unterteilung in „Superregionen“

Um den Einfluss der landwirtschaftlichen Regionen auf die handelbaren Kulturen zu analysieren, werden drei „Superregionen“ unterschieden, von denen angenommen wird, dass sie in Bezug auf Anbautechniken und Ergebnisse ausreichend homogen sind.  Erstens die Zone „Ackerbau“, die die Lehmgebiet und Sand und Lehmgebiet sowie die Hennegauer Kempen umfasst. In diesen Regionen werden am häufigsten handelbare Kulturen angebaut und es gibt die meisten Betriebe, die sich auf Ackerbau spezialisiert haben. Zweitens die Zone „Grasland“, die sich aus folgenden landwirtschaftlichen Regionen zusammensetzt: Graslandregion Lüttich, Venn, Famenne, Juraregion, Ardennen und Hochardennen.  Diese Regionen sind stärker auf Viehzucht, vor allem Rinderzucht, spezialisiert und besitzen einen hohen Anteil an Grasland. Schließlich das Gebiet „Condroz“, bei dem es sich um eine landwirtschaftliche Zwischenregion handelt. Diese Unterteilung der Wallonie wird vorgenommen, um eine ausreichende Anzahl von Personen für den Vergleich der Gebiete untereinander und für die Durchführung von Leistungsklassenanalysen innerhalb eines bestimmten Gebiets (hauptsächlich das Gebiet „Ackerbau“) zu erhalten.

 

Zwar nimmt der Anbau von Chicorée eine Fläche in der gleichen Größenordnung wie der von Raps ein, doch findet er sich nicht in derselben Region. Der Anbau von Chicorée findet sich vor allem in der „Ackerbau“-Zone. In dieser Region befinden sich 90 % der Anbauflächen für diese Kultur mit einer durchschnittlichen Fläche von 8,4 ha pro Betrieb, unabhängig davon, ob es sich um einen professionellen oder nicht professionellen Betrieb handelt. Mehr als 91 % der wallonischen Betriebe, die Chicorée anbauen, befinden sich in diesem Gebiet.

Mit 8,5 % der Fläche, die diesem Anbau gewidmet ist, steht das Condroz an zweiter Stelle.

Chicorée ist in der Grünlandzone praktisch nicht vorhanden und nur ein Dutzend Landwirte in dieser Zone bauen Chicorée an.

Verteilung der Anbauflächen von Chicorée von professionellen Betrieben nach TWA in 2021

 

Anzahl der professionellen Betriebe, die Chicorée produzieren, und durchschnittliche dieser Kultur gewidmete Anbaufläche gemäß der TWA in 2021

 

- Chicorée wird überwiegend von auf Ackerbau spezialisierten Betrieben angebaut

Es ist wichtig zu betonen, dass die Faktoranalyse auf der Grundlage der technisch-wirtschaftlichen Ausrichtungen [TWA] nur für die sogenannten gewerblichen Betriebe durchgeführt wird, d. h. deren gesamte Standard-Bruttoproduktion mehr als 25.000 Euro beträgt. Letztere bedecken 97 % der wallonischen landwirtschaftlichen Nutzfläche [LNF].

7803 ha Chicorée, d. h. praktisch die gesamte für diese Kultur genutzte LNF, werden von 909 professionellen Betrieben angebaut. Fast 70 % dieser LNF (5445 ha) entfallen auf Betriebe, die sich auf Ackerbau spezialisiert haben. Sie machen fast 65 % der Erzeuger von Chicorée aus und bewirtschaften im Durchschnitt 9,3 ha. An zweiter Stelle stehen Betriebe, die Anbau und Rinderhaltung kombinieren und fast 20 % dieser LNF bewirtschaften. Die Betriebe mit Rinderhaltung schließlich bewirtschaften zusammen nur 5 % der gesamten Anbaufläche für diese Kultur.

Verteilung der Chicoréeanbauflächen nach Superregion in 2021

 

Anzahl der Betriebe, die Chicorée produzieren, und durchschnittliche dieser Kultur gewidmete Anbaufläche gemäß der Superregion in 2021

 

Das Jahr 2021 zeichnet sich durch einen gemischten Chicoréeertrag aus

Im Jahr 2021 liegt der Ertrag des Chicoréeanbaus bei 49,9 Tonnen/ha und damit deutlich unter dem Durchschnitt der zehn vorangegangenen Jahre, der bei rund 51,7 Tonnen/ha liegt. Dieser begrenzte Ertrag hängt insbesondere mit der Kälte im Frühjahr und Sommer 2021 zusammen.

Der Verkaufspreis für den Anbau von Chicorée erreicht im Jahr 2021 einen Wert von 71,3 €/Tonne. Der Preis wurde neu festgesetzt und liegt über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre von 64,7 €/Tonne. In diesem Preis ist ein Betrag enthalten, der den Kosten für das Saatgut entspricht, wenn dieses von der Raffinerie kostenlos zur Verfügung gestellt wird.

Entwicklung des Ertrags des Chicoréeanbaus und des Verkaufspreises der Chicoréewurzeln

 

- Der Ertragsunterschied zwischen den Leistungsklassen liegt über 15 Tonnen/ha

Da sich der Chicoréeanbau hauptsächlich auf die „Ackerbau“-Zone konzentriert, ist es nicht möglich, die Ergebnisse zwischen den verschiedenen Superregionen zu vergleichen. Dagegen ist innerhalb dieses Gebiets ein Vergleich der Bruttomarge zwischen den leistungsstärksten und leistungsschwächsten Landwirten möglich.

Zwischen diesen beiden Gruppen gab es einen deutlichen Unterschied bei den Erträgen. Im Jahr 2021 liegt er bei fast 15,5 Tonnen/ha, was 30 % des wallonischen Durchschnittsertrags entspricht. Der erzielte Ertrag hängt auch vom Zeitpunkt des Entwurzelns ab, das sich zwischen dem Beginn und dem Ende der Erntekampagne ändert.

Die Preise werden zwar von den Raffinerien festgelegt, sind aber dennoch sehr unterschiedlich und schwanken zwischen den Leistungsklassen zwischen 62,5 und 74,3 € pro Tonne. Neben den unterschiedlichen Bedingungen der industriellen Akteure berücksichtigen diese Werte auch Zu- und Abschläge je nach Makel, Zeitpunkt des Entwurzelns, Organisation usw., die den Grundpreis erheblich verändern.

Ertrag des Chicoréeanbaus und Verkaufspreis seiner Wurzel aus der Ackerbauzone nach dem Leistungsniveau der Betriebe in 2021

 

Im Jahr 2021 erreicht der Erlös aus dem Anbau von Industriechicorée 3554 €/ha

Im Jahr 2021 führt der mäßige Ertrag, der durch einen steigenden Preis leicht ausgeglichen wird, zu einem Erlös aus dem Anbau von Industriechicorée von 3554 €/ha. Das ist ein Wert, der etwas über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre (3340 €/ha) liegt, aber immer noch unter den guten Ergebnissen von 2018 und 2019.

Entwicklung des (Haupt-)Erlöses aus dem Chicoréeanbau

 

- Der Erlösunterschied zwischen den Erzeugern der extremen Leistungsklassen ist groß

Vergleicht man die Leistung der Landwirte der „Ackerbau“-Zone, so ergibt sich zwischen den Extremgruppen ein Erlösunterschied von 1330 €/ha. So erzielen die leistungsschwächsten Erzeuger einen Erlös von 2730 €/ha, während auf die leistungsstärksten Erzeuger ein Erlös von fast 4065 €/ha abfällt.

(Haupt-)Erlös des Anbaus von Chicorée in der Ackerbauzone nach dem Leistungsniveau der Betriebe in 2021

 

Die zugeordneten Betriebskosten bleiben für diese Kultur hoch

Im Jahr 2021 beliefen sich die zugeordneten Betriebskosten, ohne Fremdarbeiten, für den industriellen Anbau von Chicorée auf 958 €/ha und lagen damit leicht über dem Durchschnitt der vorangegangenen zehn Jahre. Die Ausgaben für Saatgut sind der größte Posten und machen etwa 49% aus. Danach folgt der Kauf von Pestiziden mit 36 % und schließlich jener von Düngemitteln mit 14 %. Auch wenn das Saatgut manchmal kostenlos von der Industrie geliefert wird, wird ein Aufwand auf der Grundlage des von der Industrie angegebenen Preises verbucht und ein entsprechender Betrag zu den Erlösen hinzugerechnet.

Chicorée hat einen geringen Stickstoffbedarf und begnügt sich mit einer durchschnittlichen mineralischen Stickstoffdüngung von etwa 65 Einheiten/ha. Die Phosphorzufuhr liegt bei 25 Einheiten/ha und die Kaliumzufuhr bei 125 Einheiten/ha.

Zur Information lag der Betrag, der für von Dritten ausgeführte Arbeiten aufgewendet wurde, 2021 bei 667 €/ha, ein Wert, der etwas über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre (608 €/ha) liegt. Dieser recht hohe Betrag erklärt sich dadurch, dass die Erntearbeiten, aber auch die Aussaat, fast immer von einem Unternehmen durchgeführt werden. Schließlich werden auch die Kosten für den Transport des Chicorées zur Raffinerie als Fremdarbeiten betrachtet und sind alles andere als anekdotisch.

Entwicklung der dem Chicoréeanbau zugeordneten Betriebskosten

 

- Die zugeordneten Betriebskosten sind zwischen den Extremleistungsgruppen vergleichbar

Innerhalb der „Ackerbau“-Zone haben die leistungsschwächsten Erzeuger beim Anbau von Industriechicorée zugeordnete Betriebskosten, die durchaus mit jenen der leistungsstärksten Erzeuger vergleichbar ist. Letztere geben etwas weniger für Düngung, aber etwas mehr für Pestizide aus. 

Betriebskosten für den Anbau von Chicorée in der Ackerbauzone nach dem Leistungsniveau der Betriebe in 2021

 

2021 steigt die Bruttomarge des Chicoréeanbaus nach dem starken Rückgang von 2020 wieder etwas an

Im Jahr 2021 erreicht die Bruttomarge beim industriellen Anbau von Chicorée 2596€/ha, wobei Arbeiten durch Dritte nicht in den zugeordneten Betriebskosten enthalten sind. Nach einem durchwachsenen Ergebnis im Jahr 2020 erreicht die Bruttomarge von Chicorée im Jahr 2021 wieder einen Wert, der etwas über dem Durchschnitt der zehn vorangegangenen Jahre von 2460 €/ha liegt.

Berücksichtigt man die von Dritten ausgeführten Arbeiten in den zugeordneten Betriebskosten, liegt die Bruttomarge im Jahr 2021 bei 1929 €/ha.

Entwicklung der Bruttomarge beim Anbau von Chicorée

 

- Ein großer Unterschied in der Bruttomarge zwischen den extremen Leistungsklassen innerhalb der „Ackerbau“-Zone

Innerhalb der „Ackerbau“-Zone erwirtschaften die leistungsfähigsten Erzeuger eine Bruttomarge von 3202 €/ha, während die am wenigsten leistungsfähigen auf 1882 €/ha kommen. Diese Differenz steht im Zusammenhang mit der Erlösdifferenz, die sich aus einem erheblichen Ertragsunterschied ergibt, da die Betriebskosten auf demselben Niveau liegen.

Berücksichtigt man die von Dritten ausgeführten Arbeiten in den zugeordneten Betriebskosten, so erreichen die Bruttomargen der extremen Leistungsgruppen jeweils 2456 €/ha bzw. 1232 €/ha.

Bruttomarge des Chicoréeanbaus in der Ackerbauzone nach dem Leistungsniveau der Betriebe in 2021